Golfe-Juan: Ein Spaziergang durch Hafen, Strand und eine Erkenntnis
Heute nehme ich euch mit auf einen Spaziergang durch Golfe-Juan – eine kleine Stadt an der Côte d’Azur, die ich mir während meines Aufenthalts etwas genauer angesehen habe. Es geht vorbei am Strand, durch den Hafen und schließlich zu meiner ganz persönlichen Einschätzung: Ist Golfe-Juan ein Ort, an dem ich leben könnte? Oder eher nicht?
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Golfe-Juan gehört zur Stadt Vallauris |
Ein abenteuerlicher Weg zum Strand
Unser Tag beginnt mit einem Spaziergang zum Strand – über einen Weg, den ich so wohl noch nie erlebt habe. Ich nenne ihn ganz liebevoll „abenteuerlich“, denn es geht durch eine Art kleinen Tunnel, der an manchen Stellen so niedrig ist, dass man wirklich den Kopf einziehen muss – es sei denn, man ist 1,60 m groß oder kleiner. Bei Überschwemmungen möchte ich ehrlich gesagt nicht wissen, wie begehbar dieser Weg noch ist.
Tagsüber ist das Ganze noch ganz nett, abends allerdings – ich sag’s euch – schon ein bisschen spooky. Trotzdem: Diese Art von Zugang hat irgendwie Charme, eben weil er so ungewöhnlich ist. Und das Schöne ist: Nach nur drei Minuten Fußweg steht man direkt am Strand.
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Der Weg zum Strand von unserem Airbnb |
Der Strand von Golfe-Juan
Der Strand selbst hat mich ehrlich positiv überrascht. Er ist lang, breit, sauber und lädt zum Verweilen ein. Es gibt Palmen, Bänke und sogar ein bisschen Grün – das finde ich persönlich immer super. Gerade im Vergleich zu überfüllten Stränden wie in Cannes ist hier deutlich mehr Platz. Wer Ruhe und Entspannung sucht, könnte hier wirklich fündig werden.
Es gibt zwei Hauptstrände: einen im Westen und einen im Osten der Stadt. Dazwischen liegt der kleine, aber schöne Hafen, den wir später noch besuchen.
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Der Strand im Westen |
Warum ich überhaupt hier bin
Vielleicht fragt ihr euch, warum ich überhaupt in Golfe-Juan gelandet bin. Wer mich schon länger verfolgt, weiß: Ich spiele mit dem Gedanken, irgendwann auszuwandern. Ziel: Irgendwohin an die Côte d’Azur. Ich liebe diese Region – das Meer, das Licht, das Flair. Deswegen schaue ich mir Stück für Stück potenzielle Wohnorte an – darunter Cannes, Antibes, Juan-les-Pins, Le Cannet und eben auch Golfe-Juan.
Vorab hatte ich mir viele YouTube-Videos über Golfe-Juan angesehen. Die zeigten den Hafen, die Promenade, die Strände – alles wirkte entspannt, hübsch, fast schon idyllisch. Da dachte ich: Warum nicht mal für ein paar Tage hinfahren und mir selbst ein Bild machen?
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Eigentlich eine schöne Atmosphäre |
Der Hafen – ruhig, charmant, aber…
Der Hafen von Golfe-Juan ist klein, aber wirklich charmant. Es gibt kleinere Boote, hin und wieder auch größere Yachten – aber natürlich nicht in der Liga von Monaco oder Antibes. Trotzdem: Wer Hafenspaziergänge liebt (so wie ich), kommt hier auf seine Kosten. Die Atmosphäre ist entspannt, fast schon familiär.
Aber je mehr ich durch die Stadt lief, desto stärker wurde das Gefühl: „Irgendwas fehlt.“ Ich kann’s gar nicht genau festmachen – vielleicht kennt ihr das Gefühl. Man ist irgendwo, es ist eigentlich ganz nett, aber es macht nicht klick.
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Der Hafen ist nicht schlecht |
Erste Zweifel
Schon am ersten Tag lief es nicht ganz rund. Unsere Ferienwohnung war... sagen wir mal: nicht optimal. Im Nachhinein denke ich, dass das vielleicht schon ein kleines Zeichen war – ein „Wink mit dem Zaunpfahl“, dass diese Stadt nicht meine Stadt ist. Aber ich wollte mich nicht gleich entmutigen lassen.
Trotzdem fiel mir einiges auf: Die Straßen wirkten ungepflegter als in anderen Städten der Region. In Antibes, Cannes oder sogar Le Cannet werden Gehwege regelmäßig gewaschen, es ist ordentlich, aufgeräumt. In Golfe-Juan sah ich eine tote Ratte am Hafen, Hundekot auf dem Gehweg – Kleinigkeiten vielleicht, aber sie beeinflussen mein Wohlgefühl enorm.
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Am Strand im Osten |
Golfe-Juan = Lünen-Süd?
Ich vergleiche das jetzt mal etwas gewagt: Die Stimmung in Golfe-Juan – zumindest in dem Teil, in dem wir unterwegs waren – erinnerte mich ein wenig an Lünen-Süd oder Brambauer (für alle, die den Ruhrpott kennen). Und ja, ich weiß: Das klingt hart. Aber genau dieses „leicht triste“, ein bisschen heruntergekommene Flair, das war einfach mein Gefühl dort.
Ich möchte das nicht werten – denn es gibt bestimmt viele Menschen, die sich dort wohlfühlen. Aber für mich war schnell klar: Nein, hier möchte ich weder dauerhaft wohnen noch regelmäßig Urlaub machen.
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Manchmal war es etwas frischer |
Keine Innenstadt, kein Flair
Was mir auch fehlte: eine richtige Innenstadt mit Leben. In Antibes oder Cannes findest du Cafés, kleine Boulangerien, süße Boutiquen – hier dagegen? Eine Art Zentrum gab’s schon, aber ohne Charme. Ein Supermarkt, ein paar Restaurants, alles sehr ruhig – aber nicht im Sinne von idyllisch, sondern eher… leer.
Kleine Straßenbuden mit Sandwiches oder Crêpes? Fehlanzeige. Klar, es war Winter, vieles hat geschlossen – aber selbst dann erkennt man meist, was da im Sommer geboten wird. Und hier? Ich hatte das Gefühl, da ist einfach nicht viel mehr.
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Wenn man dem Weststrand immer weiter Richtung Cannes folgt |
Sicherheit & Stimmung
Ein weiteres Thema, das mir wichtig ist: das Gefühl von Sicherheit. In anderen Städten bin ich abends oft alleine unterwegs, hole mir eine Too-Good-To-Go-Tüte oder spaziere noch zum Bahnhof. In Golfe-Juan hatte ich da eher ein mulmiges Gefühl. Auf dem Weg begegnete ich laut schreienden Betrunkenen – das war unangenehm. Nicht gefährlich, aber eben nicht entspannt.
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Palmen am Weststrand in Golfe-Juan |
Positives? Natürlich!
Trotz all der Kritik: Ich möchte fair bleiben. Der Strand ist toll, wirklich. Breiter als in Juan-les-Pins, leerer als in Cannes. Auch der Hafen hat Atmosphäre. Und: Es ist günstiger. Die Mieten, die Immobilienpreise – das liegt alles unter dem Niveau von Antibes oder Cannes. Wer also mit einem kleineren Budget leben möchte, könnte hier durchaus fündig werden.
Auch der Park „Explora“ hat mir gefallen – ein bisschen Natur, ein bisschen Rückzug. Für Familien mit Kindern bestimmt ein schöner Ort zum Verweilen. Direkt daneben gibt’s Wohnanlagen – sah ganz nett aus. Aber selbst dort: Wenn man hinter die Fassade blickt, sieht man wieder diesen leicht heruntergekommenen Zustand.
Mein Fazit
Nach rund neun Tagen in Golfe-Juan kann ich sagen: Für mich ist es das nicht. Weder als Wohnort noch als Urlaubsort. Vielleicht war es die Jahreszeit, vielleicht der falsche Stadtteil – aber ich habe mich nicht wohlgefühlt. Nicht sicher, nicht inspiriert, nicht angekommen.
Ich weiß, dass andere Menschen das ganz anders sehen – und das ist auch völlig okay! Geschmäcker sind verschieden, jeder empfindet Städte anders. Aber für mich persönlich war Golfe-Juan eher eine Enttäuschung.
Und genau deshalb bin ich froh, dass ich diese Reise gemacht habe. Denn auch ein „Nein“ ist eine wichtige Erkenntnis auf dem Weg zu dem Ort, an dem man wirklich leben möchte.
Warst du schon einmal in Golfe-Juan oder in Valbonne? Wie hast du es empfunden? Ich freue mich auf den Austausch!